2009

Ausstellung zum 300. Jahrestag der ersten deutschen Massenauswanderung beschäftigt sich mit Ober-Flörsheimer Auswanderern

Der HuK sowie das Heimatmuseum Ober-Flörsheim sind stolz darauf, einen bescheidenen Beitrag zur Ausstellung „Aufbruch nach Amerika 1709-2009: 300 Jahre Massenauswanderung aus Rheinland-Pfalz“ geleistet zu haben, die vom 30.4. – 2.8.2009 im Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern und anschließend im Museum der Stadt Alzey zu sehen war. 2010 wurde die Ausstellung im Landschaftsmuseum Hachenburg/Westerwald und im rheinland-pfälzischen Landtag zu Mainz gezeigt. Ein Teil der Ausstellung stellt Auswanderer aus verschiedenen Teilen unseres Bundeslandes vor. So wird dem aus Ober-Flörsheim stammenden amerikanischen Fabrikanten Sebastian Walter (1848-1922) eine Vitrine gewidmet werden, die seinen wirtschaftlichen Aufstieg vom Taglöhnersohn zum Teilhaber einer der größten Emailfabriken der Welt sowie sein Engagement als Wohltäter der Gemeinde Ober-Flörsheim dokumentiert. Die dazu gehörigen Exponate stammen aus dem Heimatmuseum Ober-Flörsheim, der begleitende Katalogtext von Helmut Schmahl. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Begleitband..

15.4.2009: Gesprächsabend „Vier Konfessionen in einem Dorf“

Wieso gibt es in Ober-Flörsheim seit langer Zeit vier verschiedene Konfessionen und wie wirkte sich dies auf das Zusammenleben im Dorf aus? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des diesjährigen Ober-Flörsheimer Gesprächsabends, zu dem der Heimat- und Kulturverein gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde und der katholischen Pfarrgemeinde eingeladen hatten. Dr. Helmut Schmahl zeigte sich erfreut darüber, dass sich Angehörige aller vier traditioneller Ober-Flörsheimer Konfessionen „Evangelische, Katholiken, Mennoniten und Freiprotestanten“ zum Erfahrungsaustausch eingefunden hatten und begrüßte überdies den einzigen in der Gemeinde ansässigen Altkatholiken, Bürgermeister Adolf Gardt.

„Nicht weniger als sieben Mal wechselten die Ober-Flörsheimer zwischen 1556 und 1648 ihre Konfession.“ Mit dieser überraschenden Feststellung leitete Schmahl den bebilderten Vortrag über die religiösen Verhältnisse in den letzten 450 Jahren ein, den er gemeinsam mit Friedhelm Höbel hielt. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 legte fest, dass die Religion des Landesherrn in Deutschland auch für die Untertanen verbindlich war. Da in der Kurpfalz mehrmals Herrscher mit unterschiedlichen Konfessionen regierten, musste auch die Bevölkerung unseres Raums lange Zeit dem folgen. Schließlich setzte sich Ende des 16. Jahrhunderts die reformierte (calvinistische) Religion durch, unterbrochen durch katholische und lutherische Zwischenspiele während spanischer bzw. schwedischer Besatzung im Dreißigjährigen Krieg. Nachdem ein Katholik pfälzischer Kurfürst geworden war, kam es um 1700 in Ober-Flörsheim zur Wiedergründung einer katholischen Pfarrei. Ebenfalls seit dem 17. Jahrhundert sind Angehörige der täuferischen Gruppe der Mennoniten in der Deutschherrengemeinde ansässig. Bis zur Französischen Revolution war diese pazifistische Gruppe Opfer staatlicher Diskriminierung. Sie bewirtschafteten als Pächter Güter und waren erfolgreiche Landwirte, was im 19. Jahrhundert zu ihrem rapiden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg führte. Die Gruppe der Freiprotestanten entstand 1876, als 90% der Ober-Flörsheimer Evangelischen aufgrund der Einführung der Kirchensteuer sowie aus Unzufriedenheit über staatliche Bevormundung zumindest zeitweise zu der neugegründeten Bewegung übertraten, die sich von evangelischen Glaubensgrundsätzen im Laufe der Zeit immer deutlicher unterschied. 1900 lebten in Ober-Flörsheim 533 Evangelische, 236 Katholische, 231 Freiprotestanten und 21 Mennoniten.

Ein Blick auf die Vermögensverhältnisse Ober-Flörsheimer Bürger zeigt, dass es beträchtliche Unterschiede gab. 1817 verfügten evangelische Haushalte im Durchschnitt über 10 Morgen Land und ein Vermögen von 1100 Gulden, katholische jedoch nur über 4 Morgen und 636 Gulden. Mennonitische Haushalte waren mit 23 Morgen und einem Vermögen von knapp 2000 Gulden weitaus am besten gestellt. Diese Unterschiede waren außer den genannten Gründen vor allem darauf zurückzuführen, dass Mennoniten und Evangelische 1806 umfangreiche Ländereien bei der Versteigerung der Güter des Deutschen Ordens – die einen Großteil der Gemarkung ausmachten – erworben hatten. Wohl aufgrund religiöser Bedenken hielten sich die Katholiken zurück. Katholiken waren zudem unter den Handwerkern, die in der Regel weniger Land besaßen als Bauern, stark überrepräsentiert. So waren alle der 11 Ober-Flörsheimer Haushaltsvorstände, die 1817 den Maurerberuf ausübten, bis auf einen katholisch. Die Vermögensunterschiede nivellierten sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Der Gegensatz der Konfessionen war bis weit ins 20. Jahrhundert bemerkbar. Dies wird beispielsweise im Vereinswesen deutlich. Erst seit den letzten 50 Jahren singen Katholiken im 1855 gegründeten Gesangverein mit, und in den 1980er Jahren schlossen sich die ersten Evangelischen dem Katholischen Musikverein als Aktive an. Dass das konfessionelle Zusammenleben im Dorf dennoch bereits vor einem Jahrhundert recht reibungslos funktionierte, wird durch die Zahl konfessionsverschiedener Ehen deutlich. So lebte 1920 jeder vierte verheiratete Ober-Flörsheimer in einer „gemischten“ Ehe. Am häufigsten waren evangelisch-freiprotestantische Mischehen (26), gefolgt von evangelisch-katholischen (23), evangelisch-mennonitischen (7) und katholisch-freiprotestantischen (6) Ehen. Es überrascht, dass bei den meisten Mischehen die Kinder in der Konfession des Vaters getauft wurden, selbst bei evangelisch-katholischen Mischehen (wobei Konversionen zum katholischen Glauben nicht berücksichtigt sind).

Im Anschluss an den Vortrag saßen die rund 30 Anwesenden, unter ihnen Pfarrer Engelbrecht und Pfarrerin Hofmann (Eppelsheim) noch lange bei Wein und Gebäck beisammen und tauschten Erinnerungen aus.

21.3.2009: Stabaus in Ober-Flörsheim

Unter großer Beteiligung fand am 21. März 2009 das traditionelle Stabausfest statt, das die evangelische Kindertagesstätte Ober-Flörsheim gemeinsam mit dem Heimat- und Kulturverein organisiert hatte. Mit bunt geschmückten Stecken und einem selbst gebastelten großen Schneemann zogen die Kinder singend und lärmend durch die Straßen. In der Gemeindehalle tanzten sie um den Winter, der danach symbolisch „verbrannt“, d.h. mit Tüchern verhängt wurde. Anschließend erhielten alle Kinder vom Heimat- und Kulturverein Hefebrezeln. Bei Kaffee und Kuchen klang die Feier aus. Bericht und Bild im VG-Nachrichtenblatt.

11.3.2009: Mitgliederversammlung des HuK Ober-Flörsheim

Die Verabschiedung von Werner Pfister als Koordinator des Museumsausschusses stand im Mittelpunkt der diesjährigen Generalversammlung des Heimat- und Kulturvereins Ober-Flörsheim, an der rund 30 Mitglieder in der Blücherstube teilnahmen. Nachdem Pfister eine Bilanz der zahlreichen Tätigkeiten des Museumsausschusses gegeben hatte und seinen Nachfolger Hans-Jürgen Rudy vorstellte, dankte der HuK-Vorsitzende Dr. Helmut Schmahl Pfister im Namen des Vereins für das vielfältige Engagement, das er seit dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Hans-Walter Hessinger bewiesen habe. Anknüpfend an die langjährige Aufbauarbeit Hessingers sei es Pfister und den sonstigen Mitgliedern des Museumsteams gelungen, die Geschichte Ober-Flörsheims und seiner Umgebung anschaulich zu präsentieren, etwa in Sonderausstellungen, und nicht nur am Internationalen Museumstag immer mehr Besucher aus Nah und Fern in das liebevolle gestaltete Museum zu locken. Besonders erfreulich sei die enge Zusammenarbeit mit der Grund- und Hauptschule Flomborn. Schmahl drückte die Hoffnung aus, dass Pfister auch künftig als Ansprechpartner zur Verfügung stehe und überreichte ein Weinpräsent als Dankeszeichen.

Schatzmeisterin Brigitte Rudy gab eine Bilanz der Vereinsfinanzen und wurde im Anschluss von Kassenprüfer Rudolf Maier für ihre vorbildliche Tätigkeit gelobt. Zu den weiteren Tagesordnungspunkten zählten u. a. neben der Entlastung des Vorstands ein Überblick über die Vereinsaktivitäten des letzten Jahres sowie ein kurzer Ausblick auf 2009. Zu den letztjährigen Veranstaltungen gehörten ein Gesprächsabend zum Thema „Feste und Brauchtum früher“, eine Exkursion nach Eppelsheim, ein Vortrag von Thomas Gardt über Ober-Flörsheim in der „Franzosenzeit“ und die Vorstellung des beliebten Ober-Flörsheimer Kalenders, der auf dem Weihnachtsmarkt rasch ausverkauft war. Höhepunkt des Vereinslebens im letzten Jahr war das Verbandsgemeindeweinfest im Juni. An der Eröffnung nahm eine Gruppe des HuK in Gestalt von General Blücher und zwei französischen Kriegsgefangenen teil, ebenso beteiligte sich der Verein in historischen Kostümen aus der Zeit der Französischen Revolution am Festumzug. Der Infostand des 105 Mitglieder zählenden Vereins in der Kommenturei stieß auf reges Interesse, insbesondere ein Neudruck der Reifschen Chronik von 1901 und eine neu gestaltete Ansichtskarte. Schmahl bedankte sich in diesem Zusammenhang bei allen, die sich im vergangenen Jahr auf verschiedene Art und Weise für den Verein engagiert haben.

Für das erste Halbjahr 2009 sind bisher ein Gesprächsabend am 15.4. sowie eine Nachmittagsexkursion nach Dalsheim am 20.6. vorgesehen. Ebenso wird sich der HuK auch in diesem Jahr an der diesjährigen Stabausfeier des Kindergartens beteiligen und den Kindern die traditionelle Stabausbrezel überreichen. Nach Beendigung der offiziellen Sitzung wurde den Anwesenden auf Vereinskosten eine Portion „Hackes“ serviert, und mit einem illustrierten Jahresrückblick mit Fotos von Dieter Clauß und Svenja Germann-Vering klang der Abend gemütlich aus.