2006

Vorstellung des Ober-Flörsheimer Kalender für das Jahr 2007, 22.11.2006

Das Lebensmittelgeschäft Eich vor fünfzig Jahren, Kinder im Schnee, der Torturm um 1900, malerische Winkel in der Hauptstraße, ein Maiumzug in den dreißiger Jahren, ein Waschtag im Hof – das waren nur einige der Szenen des neuen Ober-Flörsheimer Kalenders, den der Heimat- und Kulturverein am Mittwoch, 22. November im katholischen Pfarrheim der Öffentlichkeit vorstellte. Der von der Ober-Flörsheimer Grafikerin Birgit Seitter entworfene Kalender war bis Ende des Jahres ausverkauft.

Ortsgeschichtliche Tagung in Ober-Flörsheim, 21. Oktober 2006

Zu den zentralen Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft Rheinhessischer Heimatforscher gehört die Durchführung von ortsgeschichtlichen Tagungen in Städten und Dörfern Rheinhessens. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, den Vereinsmitgliedern und der Bevölkerung der jeweiligen gastgebenden Gemeinde die Vielfalt und den Reichtum, aber auch die Probleme der Geschichte eines Ortes zu vermitteln. In diesem Jahr waren die Rheinhessischen Heimatforscher zu Gast in Ober-Flörsheim, wohin sie vom Mitveranstalter, dem örtlichen Heimat- und Kulturverein, eingeladen worden waren.

Ortsbürgermeister Gardt begrüßte in der vollbesetzten Gemeindehalle die rund 100 Teilnehmer, unter ihnen VG-Bürgermeister Steffen Unger. Dr. Helmut Schmahl, der Organisator der Tagung, erläuterte anschließend die Ziele und Aktivitäten des Heimat- und Kulturvereins, der in diesem Jahr seit fünf Jahren besteht, und leitete zu den Vorträgen über. Zunächst referierte der Mainzer Archäologe Dr. Roland Knöchlein über archäologische Funde in Ober-Flörsheim und den Nachbargemeinden Flomborn und Eppelsheim. Anhand von Karten und Luftbildern verdeutlichte er die Lage römischer Villen und Grabfelder und berichtete anschaulich aus seinem beruflichen Alltag. Von besonderem Interesse für die einheimischen Zuhörer war seine Vermutung, daß Ober-Flörsheim aus zwei Siedlungskernen entstanden ist, da zwei fränkische Gräberfelder entdeckt wurden. Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, Direktorin des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg, stellte anschließend ihre Forschungsergebnisse zur Deutschordenskommende Flörsheim im Mittelalter vor. Anhand von Protokollen und Zinsbüchern zeichnete sie den Alltag der Ordensangehörigen nach und hob die wirtschaftliche Bedeutung der seit 1237 bestehenden Niederlassung für die Ballei Hessen hervor. Zugleich betonte Frau Braasch-Schwersmann, daß bisher nur ein kleiner Teil der schätzungsweise 20 Regalmeter Urkunden und Akten zu Ober-Flörsheim im Staatsarchiv Marburg ausgewertet wurde. Abschließend referierte Dr. Helmut Schmahl über die Anfänge der freiprotestantischen Bewegung in Ober-Flörsheim. Diese Bewegung bildete sich in zahlreichen Orten Rheinhessens 1876 aus Protest gegen die Einführung der Kirchensteuer und zeichnete sich durch liberale religiöse Grundsätze aus. In Ober-Flörsheim kam es zu erbitterten Streitigkeiten zwischen Freiprotestanten und Evangelischen um den Besitz bzw. das Nutzungsrecht der evangelischen Kirche und den Religionsunterricht.

Nach dem Mittagessen besichtigten die Teilnehmer das neugestaltete Heimatmuseum, wo ihnen die umfangreichen Sammlungen von den Betreuern Hans-Jürgen Rudy, Svenja Germann und Heinfried Simmerlein sachkundig vorgestellt wurden. Adolf Gardt und Dr. Helmut Schmahl führten anschließend durch die Kommenturei, wobei der aus dem 15. Jahrhundert stammende Torturm bestiegen wurde. Weitere Stationen des Ortsrundgangs waren neben den Kirchen der Münchhof, der einst ein Gutshof des Zisterzenserklosters Otterberg war, sowie der Walterplatz mit dem Rathaus, Kriegerdenkmal und der 250 Jahre alten ehemaligen Kronenwirtschaft.

Abschließend stärkten sich die Gäste beim Landfrauenverein mit Kaffee und Kuchen, bevor sie die Heimreise antraten. Die Beiträge werden in einem Tagungsheft nachzulesen sein, das im kommenden Frühjahr erscheinen wird.

Enthüllung der Hinweistafel zur Geschichte der Kommenturei im Hof des Bürgerhauses am Kerwesamstag, 9. September 2006

Bericht von Torben Schröder in der Allgemeinen Zeitung vom 13.9.2006:
Einst Besitz des Deutschen Ordens: Informationstafel zur Geschichte der Komturei und der Ortsgemeinde in Ober-Flörsheim enthüllt

OBER-FLÖRSHEIM Das Ortsbild von Ober-Flörsheim weist eine Vielzahl historischer Zeugnisse und Denkmäler auf. Eines davon ist die Komturei. Komtureien, oder auch Kommentureien oder Kommenden, sind Niederlassungen des Deutschen Ordens aus dem Spätmittelalter. Eine solche wurde ab 1237 in Ober-Flörsheim errichtet.

Das Herrenhaus dieser Niederlassung beherbergt heute das Heimatmuseum. Gegenüber des Museums wurde nun ein Tafel errichtet, auf welcher ein Lageplan der Komturei verzeichnet und mit historischen Erläuterungen versehen ist. Vor gut 50 Gästen eröffnete Dr. Helmut Schmahl, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins, im Rahmen der Kerb die Einweihung mit der Erklärung des Termins: Dieses Jahr feiert der Heimat- und Kulturverein den fünften Geburtstag, und vor genau 200 Jahren wurde die Komturei infolge der französischen Besetzung 1797 an ortsansässige Bauern versteigert. Doch mehr als 500 Jahre Präsenz des Deutschen Ordens sind noch deutlich zu erkennen, etwa am im 15. Jahrhundert erbauten Torturm, den Schmahl als „unser Wahrzeichen“ bezeichnete. Das Herrenhaus wurde Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut, ein Jahrhundert später teilzerstört und wieder aufgebaut. Nachdem es von 1900 bis 1968 als Gemeindeschule Verwendung fand, fungiert es heute als Bürgerhaus mit Vereinsräumen und dem Heimatmuseum. In dem Museum, das seit Mitte der 70-er Jahre betrieben wird, findet der Besucher eine Vielzahl an Exponaten, die eine Reise in die Vergangenheit – nicht nur des Dorfes – ermöglicht. Neben weiteren erklärenden Tafeln zum Deutschen Orden findet sich dort ein detailgenauer Nachbau der Komturei, wie sie Mitte des 18. Jahrhunderts aussah. Und ein Mathematik-Heft, das ein Ober-Flörsheimer Schüler im Jahre 1787 führte, wirkt in seiner kunstvollen, sauberen Gestaltung beinah genauso weit von der Gegenwart entfernt wie ein Faustkeil aus der Altsteinzeit.

Handwerkliches wie ein etwa alter Wingertspflug und eine große Menge an Kleinigkeiten, die viel zu erzählen haben, runden den Besuch im Museum ab. Ortsbürgermeister Adolf Gardt zollte dem Heimat- und Kulturverein „ein großes Lob“ dafür, sich um die Gegenwart des Historischen im Dorf verdient zu machen. Schmahl gab das Lob direkt weiter an Hans-Jürgen Rudy, Werner Pfister und Jürgen Fell, die die Tafel aufstellten, sowie an Birgit Seitter, die für die grafische Gestaltung der Tafel verantwortlich zeichnet.

Mitgliederversammlung am 20. September 2006

Bericht von Svenja Germann in der Allgemeinen Zeitung vom 2.10.2006:
Heimat- und Kulturverein zieht positive Bilanz

red. OBER-FLÖRSHEIM Schon seit fünf Jahren besteht der Heimat- und Kulturverein. So konnte Erster Vorsitzender Dr. Helmut Schmahlauf der jüngsten Generalversammlung eine positive Bilanz ziehen.
Die vom Verein, kurz HuK genannt, gestifteten und aufgestellten Parkbänke sowie die neu gepflanzten Bäume und Sträucher wurden gut von den Bürgern angenommen. Grund genug, den engagierten Mitgliedern zu danken. Werner Pfister informierte über die Arbeit des Museumsausschusses und teilte dabei mit, dass das Heimatmuseum im Jahr 2005 von 459 Personen besucht worden sei. Ohne das Entgegenkommen der Ortsgemeinde, die großzügige finanzielle Unterstützung geleistet habe, seien die Renovierung und die Einbauregale des neuen Technikraumes nicht möglich gewesen. Außerdem wurden zum Schutz aller Exponate spezielle Lichtschutzrollos angeschafft. Schatzmeisterin Brigitte Rudy erläuterte den Kassenbericht und sprach von einer positiven finanziellen Entwicklung des Vereins. Die Kassenprüfer Doris Pfannebecker und Rudolf Maier bestätigten eine einwandfreie Kassenführung. Auch der Kassenbericht des Museums wurde als korrekt bestätigt. Daraufhin erfolgte die einstimmige Entlastung der Vorstände.
Dr. Helmut Schmahl gab bekannt, dass der bisherige Beisitzer Andreas Seitter aus zeitlichen Gründen um Enthebung von seinem Amt gebeten habe. Hans-Jürgen Fuldner wurde Nachfolger. Dr. Schmahl versäumte nicht, auf die nächsten großen Aktivitäten des Vereins hinzuweisen. Mit Stolz gab er bekannt, dass die ortsgeschichtliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft Rheinhessischer Heimatforscher am Samstag, 21. Oktober, ab 9 Uhr in Ober-Flörsheim stattfinden wird. Hierzu sind auch alle Bürger herzlich eingeladen, ebenso zur Kalendervorstellung am Mittwoch, 22. November, um 20 Uhr. Bürgermeister Gardt bedankte sich auch im Namen der Ortsgemeinde beim Vorstand und überreichte eine Spende.

Johannisfeuer 2006

Wegen der zeitgleichen Fußballweltmeisterschaft und des Weinfests der VG Alzey-Land fand 2006 kein Johannisfeuer statt.

Wanderung des HuK zum Bischheimer Hof

Am 27. Mai 2006 fand eine Halbtagsexkursion auf den Bischheimer Hof statt. Nach einem halbstündigen Fußmarsch gelangte die Gruppe von 45 Teilnehmern um 14:30 zu dem zwischen Ober-Flörsheim und Gundersheim gelegenen Anwesen, das auf eine über 1200-jährige Vergangenheit zurückblickt. Hausherr Adolf Dahlem begrüßte die Gruppe, anschließend gab Dr. Helmut Schmahl einen kurzen Überblick über die Geschichte des Hofes. Er wurde 769 erstmals erwähnt und gehörte damals dem Erzbistum Köln. 1173 gelangte er in den Besitz des Zisterzienserklosters Otterberg, das im Spätmittelalter in fast allen Dörfern unseres Raumes begütert war. Daher wurde der Hof auch als „Mönchbischheimer Hof“ bezeichnet. Nach der Reformation und Aufhebung des Klosters Otterberg wurde er von der kurpfälzischen Regierung verpachtet. Während der französischen Zeit, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wurde er als Nationalgut versteigert und ist seither in Privatbesitz.
Anschließend führte Adolf Dahlem durch sein stattliches Anwesen. Im Park war eine sehr hohe, 130 Jahre alte Platane zu bewundern, und in den Kellergewölben sind noch Reste eines unterirdischen Ganges zu besichtigen, der offenbar im Mittelalter als Fluchtweg diente. Eine weitere Attraktion ist der kreuzgratgewölbte Kuhstall aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der zu den größten seiner Art in Rheinhessen gehört. Diese „Kuhkapellen“ mit ihren Backsteingewölben und Sandsteinsäulen waren klösterlichen Speisesälen nachempfunden und galten als besonders feuersicher. Die Errichtung eines solchen Stalls kostete seinerzeit so viel wie ein zweistöckiges Wohnhaus. In diesem liebevoll renovierten Gebäude fand auch die Schlußrast bei Weck, Worscht und Woi statt. Helmut Schmahl dankte der Familie Dahlem für ihre Gastfreundschaft, und um 17 Uhr machten sich die Teilnehmer im Alter zwischen 3 Monaten und 89 Jahren auf den Rückweg.

Zweiter Ober-Flörsheimer Gesprächsabend zum Thema „Schule früher“ im März 2006

Auch der diesjährige zweite Ober-Flörsheimer Gesprächsabend zum Thema „Schule früher“ war gut besucht. Rund 30 Personen fanden den Weg ins evangelische Gemeindehaus, um bei einem Glas Wein und Gebäck Erinnerungen an ihre Schulzeit in Ober-Flörsheim und anderswo auszutauschen. Unser Mitglied Otto Nies, mit 89 Jahren einer der ältesten Bürger von Ober-Flörsheim, gab zunächst einen Rückblick auf die Ober-Flörsheimer Schulgeschichte und berichtete über seine eigene Schulzeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die ehemalige Lehrerin Hilde Müller berichtete über ihre Tätigkeit als Pädagogin in Ober-Flörsheim und der ehemalige Konrektor Hans Dieter Klingenschmitt über die Entwicklung der Grund- und Hauptschule Flomborn. Auch die anderen Anwesenden hatten viel über ihre Schulzeit zu berichten, besonders über Eigenheiten ihrer Lehrer und Streiche, die sie ihnen spielten.