2002

Herr HessingerAm 27. November 2002 starb nach kurzer Krankheit unser Mitglied Rektor i. R. Hans Walter Hessinger, der sich große Verdienste um die Erforschung der Geschichte unseres Raums erworben hat. Herr Hessinger gründete 1972 das Heimatmuseum der Ortsgemeinde und war in seinem Ruhestand ein passionierter Lokalhistoriker. Das Manuskript einer Chronik seiner Heimatgemeinde Spiesheim stand kurz vor der Vollendung.

Der Heimat- und Kulturverein Ober-Flörsheim wird Herrn Hessinger ein ehrendes Andenken bewahren.

Vorstellung des Ober-Flörsheimer Kalenders 2003 am 21. November 2002

Bericht der Allgemeinen Zeitung Alzey, 26. November 2002:

Alltagsszenen aus 77 Jahren – Ober-Flörsheimer Kalender nun vorgestellt

SCH. OBER-FLÖRSHEIM –Hausfrauen bei der samstäglichen Straßenreinigung, Kirchgänger im Schnee, eine Theatergruppe, der Pumpmeister bei der Arbeit – dies sind nur einige der Motive des neuen Ober-FlÖrsheimer Kalenders, der vom Heimat- und Kulturverein der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Im alten Kindergarten stellte der Vorsitzende Dr. Helmut Schmahl dem zahlreichen Publikum Bilder aus den Jahren 1910 bis 1987 vor, welche die Ober-Flörsheimer im kommenden Jahr begleiten werden. Eine Vorschau des Kalenders, der ab sofort erhältlich ist, ist auf der Internetseite des Vereins unter www.huk-ober-floersheim.de zu sehen.

Im Anschluss berichtete Helmut Schmahl über einen Besuch bei den Amischen in Lancaster County/USA. Die Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft führen den gleichen Lebensstil wie ihre Vorfahren, die im 18. Jahrhundert aus der Pfalz, Lothringen und der Schweiz nach Pennsylvanien auswanderten. Ebenso wie andere Täufergruppen lehnen die Amischen Kindertaufe, Kriegsdienst und Eid ab, weshalb sie oft Opfer staatlicher Verfolgung wurden. Sie leben bescheiden und von der Außenwelt abgeschieden als Bauern und Handwerker auf dem Lande. Moderne Technik wie Elektrizität, Auto, Radio und Fernseher lehnen sie ebenso wie Alkohol als nicht gottgefällig ab. Familien mit 8-10 Kinder sind die Regel bei dieser rasch wachsenden Gruppe, die sich durch eine altertümliche Tracht auszeichnet. Nach ihrer Hochzeit lassen sich amische Männer einen langen Bart wachsen, ihre Frauen kleiden sich in schwarz. Auch ihre Kinder sind wie Erwachsene gekleidet. Angehörige der Glaubensgemeinschaft lehnen es aus religiösen Gründen ab, sich fotografieren zu lassen, dennoch wusste Schmahl anschaulich seine ZuhÖrer mit Lichtbildern in ihre Lebenswelt einzuführen. Er zeigte Bilder von Farmen und stellte einen Kaufladen vor, in dem die Amischen Kleidung und Haushaltsgüter erwerben.

Noch heute sprechen die Amischen neben dem Englischen „Pennsylvanisch-Deitsch“. Da dieser Dialekt der rheinhessischen Mundart ähnelt, ist es für Bewohner unseres Raumes recht leicht, mit ihnen in Kontakt zu treten. So wurde Schmahl zu einem Gottesdienst eingeladen, der im Keller eines Privathauses stattfand. Schon von weitem waren die vielen Kutschen zu sehen, die vor dem Anwesen geparkt waren, für die rund 30 Pferde war ausreichend Platz im geräumigen Stall. Männer und Frauen saßen während der dreistündigen Andacht getrennt, an der auch die Kinder teilnahmen. Zwei Älteste hielten ausführliche deutschsprachige Predigten, die von Gesang und Gebet umrahmt wurden. Nach dem Gottesdienst fand ein Mittagessen statt, bei dem der Gast aus Rheinhessen große Heiterkeit bei seinen Gastgebern hervorrief, als er nach der „Schissel mit Krumbeere“ verlangte. Kostproben des pennsylvanisch-deutschen Dialekts aus Schulbüchern und der Bibelübersetzung „Es Nei Teshtament“ rundeten Schmahls Vortrag ab, der großes Interesse bei den ZuhÖrern fand..

Abschließend dankte der Vorsitzende Birgit Seitter für die professionelle Gestaltung des Kalenders sowie Ingrid Schmahl für die Bindearbeiten. Bei einem Glas Wein klang der Abend aus.

 

Exkursion nach Worms (Teil 1) am 14. September 2002

Amtsblatt der Verbandsgemeinde Alzey-Land, 31. Oktober 2002:

Mit der Bahn reisten Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins Ober-Flörsheim nach Worms, um an einer Stadtführung teilzunehmen. Noch am Bahnhof wies die Führerin, Frau Storf-Felden, auf das angrenzende Gebäude, den Fürstenpavillon hin, der einstmals zum Empfang Kaiser Wilhelms II. diente. Der Weg führte nun am Spiel- und Festhaus vorbei zum ehemaligen, von Bischof Burkhard um 1100 erbauten Bergkloster, wo sich heute das Gelände des EWR befindet.

Nächstes Ziel war der Judenfriedhof, die älteste jüdische Begräbnisstätte Europas mit ca. 2000 Gräbern, die noch bis 1911 genutzt wurde.

Weiter ging es durch das Andreasstift, das 1907 in die alte Stadtmauer eingefügt wurde, zum Museum im Andreasstift.

Ein Höhepunkt war die Besichtigung des berühmten Salierdoms St. Peter, der durch das Südportal betreten wurde.

Vorbei am Heylshof, der heute als Ausstellungspavillon dient, erreichte man schließlich das imposante Luther-Denkmal, dessen Standbilder ausführlich erklärt wurden. Hier endete auch die interessante Führung, deren Fortsetzung (u. a. mit Synagoge und Judenbad) für nächstes Jahr geplant ist.

 

Mitgliederversammlung am 21. August 2002

Bericht der Allgemeinen Zeitung Alzey:

SCH. OBER-FLÖRSHEIM. „Neue Besen kehren gut“ – von der Richtigkeit dieses Sprichwortes konnten sich die Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins Ober-Flörsheim e. V. auf der Jahresversammlung in der Blücherstube überzeugen. Nach der Begrüßung und Protokollverlesung gab der Erste Vorsitzende Dr. Helmut Schmahl einen Rückblick auf die Aktivitäten des gemeinnützigen Vereins im vergangenen Jahr.

Seinen Einstand in der Öffentlichkeit gab der HuK im Oktober anlässlich des Festaktes der Gemeinde zum 100. Jahrestag der Kriegerdenkmaleinweihung vor dem Rathaus, dessen Inschriften von Vereinsmitgliedern neu vergoldet wurden. Die vom Vorstand aus diesem Anlaß erstellte Festschrift fand ebenso großes Interesse wie der Ober-Flörsheimer Heimatkalender „Unser Dorf in alten Ansichten“, der während eines Mundartabends mit Edith Julius vorgestellt und auf dem Weihnachtsmarkt schnell ausverkauft war.

Jugendarbeit betrieb man auf dem Stabausfest des Kindergarten, wo der Verein die mitwirkenden 150 Kinder mit Brezeln belohnte. Interessantes über Sitten und Bräuche unserer Heimat wußte Frau Dr. Frieß-Reimann auf einem Vortragsabend zu berichten, der ebenso gut aufgenommen wurde wie eine Exkursion zum Naturschutzgebiet Kühkopf.

Im Juni ehrte der Verein Sebastian Walter, Ehrenbürger und Wohltäter Ober-Flörsheims anlässlich seines bevorstehenden 80. Todestages, indem der Vorsitzende während eines USA-Aufenthalts gemeinsam mit dem Altbürgermeister von Milwaukee, Frank Zeidler, einen Kranz am Grab des Auswanderers niederlegte.

Anschließend zog Schatzmeisterin Brigitte Rudy eine erfreuliche Bilanz der Vereinsfinanzen, worauf der Vorstand von den Mitgliedern einstimmig entlastet wurde.

Auch für das kommende Jahr hat der Verein sich viel vorgenommen. Auf dem Weihnachtsmarkt soll u. a. wieder ein Kalender mit historischen Aufnahmen angeboten werden. Mit einem Johannisfeuer am 21.6., dem längsten Tag des Jahres, will der HuK auch in der Deutschordensgemeinde einen alten sommerlichen Brauch einführen. Weiterhin sind Ausflüge in die nähere Umgebung und Vorträge vorgesehen. Die Erforschung der Ortsgeschichte soll ebenfalls nicht zu kurz kommen. So ist die Erstellung eines historischen Plans der Kommenturei vorgesehen, der als Schautafel vor Ort aufgestellt werden soll.

Mit einer Diaschau alter Ober-Flörsheimer Ansichten, zusammengestellt von Dieter Clauß, klang der Abend gemütlich aus.

 

Exkursion auf den Kühkopf am 16. Juni 2002

Am 16. Juni 2002 veranstaltete der Heimat- und Kulturverein Ober-Flörsheim e. V. eine Exkursion auf den Kühkopf. Zunächst ging die Fahrt von Ober-Flörsheim frühmorgens nach Guntersblum zur Anlegestelle der Fähre. Um 10 Uhr ging es mit dem Ausflugsschiff „König Gunther“ durch verschiedene Altrheinarme in 45 Minuten nach Erfelden. Von dort gelangten die Teilnehmer über die Brücke zum Natur- und Vogelschutzgebiet „Kühkopf“, das sie auf einer zweistündigen Wanderung durchstreiften. Nach der Schlußrast trat man vom Fährplatz wieder die Heimatreise an.

 

Vortragsabend „Bräuche in Rheinhessen“ mit Dr. Hildegard Frieß-Reimann am 27. März 2002

Amtsblatt der VG Alzey-Land, 25. April 2002:

Formen und Hintergründe alter und neuer Bräuche waren das Thema eines Vortragsabends, zu dem der Heimat- und Kulturverein eingeladen hatte.

Die an der Universität Mainz Volkskunde lehrende Frau Dr. Hildegard Frieß-Reimann wies zu Beginn ihrer Ausführungen darauf hin, dass die im 18. Jahrhundert einsetzende Aufklärung mit ihrem Versuch der Zurückdrängung religiöser Bräuche und Feste einen Wandel anbahnte. Dies betraf vor allem die römisch-katholische Kirche, die eine viel größere Zahl von Festen beging wie heute. Während der Französischen Revolution wurden religiöse Feste vorübergehend abgeschafft. Statt dessen standen Vernunft und Natur im Zentrum von Feierlichkeiten, die auch in unserer damals zu Frankreich gehörenden Heimat begangen wurden. Die Gegenbewegung hierzu war die Romantik, welche die Bräuche und Sitten des Volkes auf germanische und heidnische Ursprünge zurückführte.

Im Kirchenjahr sind die ältesten Feste zu finden. Das herausragende Fest war schon immer Weihnachten. In alter Zeit schmückte man zu diesem Anlass das Haus mit Grünzeug (Buchs). Der Weihnachtsbaum war noch unbekannt. In Rheinhessen wurde er während des Krieges 1870/71 in Lazaretten erstmals aufgestellt, seit 1918 auch auf öffentlichen Plätzen. Ab 1872/73 werden in unserer Gegend Weihnachtsbäume verkauft. Der Adventskranz war in den 1920er Jahren zunächst nur in evangelischen Kirchen Brauch und wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg auch bei den Katholiken populär.

Zu den ältesten Festen zählt auch die Kirchweihe, die zur Erinnerung der Weihe der Kirche gefeiert wurde. Schon 813 beschloss die Mainzer Synode, jährlich zu einem festgesetzten Termin ein Patronatsfest abzuhalten. Im Laufe der Zeit bekam dieses Fest zunehmend weltlichen Charakter. Martin Luther versuchte vergebens dieser Verweltlichung entgegenzuwirken. Fastnacht, ursprünglich ein Brauch vor Beginn der Fastenzeit, war ursprünglich eine rein katholische Überlieferung. Die heutige Form der Fastnacht entwickelte sich 1823 in Köln und verbreitete sich schnell entlang des Rheins nach Süden. Seit 1844 feiert man auch in Alzey diesen Brauch, seit 1870 veranstalten Vereine Fastnachtsbälle.

Zu den ältesten Bräuchen zählt auch das Stabausfest (ausstauben, ausfegen). Schon Sebastian Brant erwähnt diesen Brauch 1494 in seiner satirischen Schrift „Narrenschiff“. Auch Lieselotte von der Pfalz berichtet von diesem Brauch als „Summerdag“ in ihren Briefen. Allerdings gibt es wenig gesicherte Quellen zu diesem Fest. Früher war es allein Sache der Kinder, das Fest zu begehen, wobei diese lärmend und oft undiszipliniert durch die Straßen zogen. Nach 1870 wurden diese Umzüge in geregelte Bahnen gelenkt, wobei Lehrer oder Pfarrer die Kinderschar anführten. Dabei wurden Frühlingslieder gesungen und geschmückte Stäbe mit Brezeln oder Äpfeln mitgeführt. Dieser fast vergessene Brauch lebt in neuester Zeit auch in Ober-Flörsheim wieder auf. Das Osterfest wurde früher im öffentlichen Bereich wenig gefeiert. Seit dem 12. Jahrhundert wurden Eier geweiht. Der Osterhase ist nur 200 Jahre alt. Ursprünglich wurden statt dessen „Gebildbrote“ in Form von Tieren (Lamm etc.) verschenkt. Die Ostereier waren im 13. Jahrhundert immer rot gefärbt, erst im 18. Jahrhundert wurde es üblich, mehrere verschieden gefärbte Eier zu verschenken.

Der Martinstag (11.11.) war im Volksbrauch besonders wichtig als Tag des beginnenden Winters und des Pachtjahres, deshalb war an diesem Tag auch der Pachtzins zu entrichten. Früher war auch der Zehnte am Martinstag fällig.

Während es ehemals Brauch war, im Spätherbst Dickrüben auszuhöhlen und durch eine Kerze zu erleuchten, benutzt man neuerdings fratzenhaft ausgehöhlte Kürbisse, feiert so „Halloween“ und folgt damit einem amerikanischen Brauch.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Zuhörer die Möglichkeit, Fragen an die Referentin zu stellen. Abschließend dankte Ingrid Schmahl Frau Dr. Frieß-Reimann für ihre interessanten Ausführungen und überreichte ihr im Namen des Vereins einen Blumenstrauß.

 

Heimat- und Kulturverein beteiligt sich am Stabausfest des Kindergartens am 17. März 2002

Unter großer Beteiligung fand das traditionelle Stabaus statt, das der Kindergarten organisiert hatte. Zur Eröffnung sang und tanzte die Kinderschar. Alte Kinder erhielten daraufhin vom Heimat- und Kulturverein Hefebrezeln, die sie auf ihre bunt geschmückten Stecken aufspießten. Mit einem selbst gebastelten großen Schneemann zogen sie singend und lärmend durch die Straßen. Sodann wurde an das Symbol des Winters Feuer gelegt. Unter Flötenspiel und Gesang gab der Schneemann schließlich seinen Geist auf.

Bei Kaffee und Kuchen im Kindergarten klang die Feier aus.

 

Ein Stammtisch fand am 9. Januar 2002 um 20 Uhr in der Blücherstube (Gemeindehalle) statt. Diese Zusammenkünfte sollen künftig regelmäßig stattfinden, wozu jeder (nicht nur Mitglieder) herzlich eingeladen ist.