2001

Chronik des Heimat- und Kulturvereins Ober-Flörsheim e.V. im Gründungsjahr 2001

Allgemeine Zeitung Alzey, 21. August 2001

Einsatz für die Dorfkultur
Ober-Flörsheim: Heimatverein gegründet / Dr. Schmahl Vorsitzender

SCH. OBER-FLÖRSHEIM – In der neueröffneten „Blücherstube“ fand die Gründung des Heimat- und Kulturvereins Ober-Flörsheim statt, zu der sich eine kleine, aber engagierte Runde von Einwohnern eingefunden hatte. Dr. Helmut Schmahl begrüßte unter den Anwesenden auch Bürgermeister Adolf Gardt und den Ersten Beigeordneten Willi Nies. Er wies darauf hin, dass ein solcher Verein schon mehrfach angeregt wurde, zwei Anläufe aber nach einiger Zeit wieder im Sande verliefen.

Anschließend wurde ein Satzungsentwurf erörtert und mit einigen Änderungen angenommen. Zweck des Vereins ist es, Überliefertes und Neues sinnvoll zu pflegen und weiterzuentwickeln. Er will Kenntnis der Heimat und Verantwortung für sie in der Bevölkerung vermitteln, erhalten und fördern. Hierzu gehören die Erforschung der Ortsgeschichte und ihre Veröffentlichung in einer Chronik, die Erhaltung und Pflege des Ortsbildes und seiner Umgebung sowie die Förderung des kulturellen Lebens und des Tourismus.

Schmahl wies darauf hin, dass die in der Ober-Flörsheimer Kommende des Deutschen Ordens bereits im Mittelalter erzeugten Weine weite Verbreitung fanden; unter anderem wurden sie in Frankfurt vermarktet. Diese Tatsache könnte als Grundlage für eine Werbestrategie der hiesigen Winzer dienen. Es wurde weiterhin angeregt, an den Ortseingängen touristische Hinweisschilder auf die ehemalige Deutschordens-Kommenturei aufzustellen, in deren Herrenhaus sich das Heimatmuseum befindet.

Aus der Wahl des Vorstandes ging Dr. Helmut Schmahl als Vorsitzender hervor, sein Stellvertreter ist Arno Wilhelm. Brigitte Rudy wurde zur Schatzmeisterin gewählt, Ingrid Schmahl versieht das Amt der Schriftführerin. Beisitzer sind Dieter Clauß, Adolf Gardt und Hans-Jürgen Rudy. Helmut Schmahl äußerte den Wunsch auf eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Ortsvereinen und der Gemeinde. Bürgermeister Gardt wünschte dem Verein viel Erfolg bei der Durchsetzung seiner Ziele und sicherte die Unterstützung der Kommune zu.

Bereits wenige Tage nach der Vereinsgründung später fand unsere erste Maßnahme zur Dorfverschönerung statt. Unsere Mitglieder Hans-Jürgen Rudy und Ingrid Schmahl erneuerten die Vergoldung der Inschriftentafeln am Denkmal für die Veteranen des Krieges von 1870/71, das aufgrund seiner zentralen Lage vor dem Rathaus zu den bekanntesten Wahrzeichen unseres Dorfes zählt.

Am 2. Oktober 2001 wurde der Orgelbauverein St. Peter und Paul gegründet, der sich für die Restaurierung der um 1740 erbauten, denkmalgeschützten Orgel in der Ober-Flörsheimer katholischen Kirche einsetzt. Der Heimat- und Kulturverein begrüßt diese Initiative.

Allgemeine Zeitung Alzey, 12. Oktober 2001

Erinnerung wachhalten
Ober-Flörsheim: Feierstunde zum 100. Geburtstag des Kriegerdenkmals

SCH. OBER-FLÖRSHEIM – In diesem Jahr jährte sich zum 100. Mal die Einweihung eines Ober-Flörsheimer Wahrzeichens: Das Denkmal für die Veteranen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 vor dem Rathaus. Aus diesem Anlass lud die Gemeinde zu einer Feierstunde ein. Den rund 150 Besuchern in der Gemeindehalle wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten. Bürgermeister Adolf Gardt dankte den beteiligten Vereinen sowie Hans Walter Hessinger und Dr. Helmut Schmahl. Der Ortschef betonte, dass es nicht darum gehe, den damaligen Sieg gegen Frankreich zu verherrlichen. Vielmehr halte das Denkmal heute die Erinnerung an einen Auswanderer wach, der sich als großzügiger Förderer seiner Heimatgemeinde verdient gemacht habe.

Den von zahlreichen Lichtbildern begleiteten Festvortrag hielt Dr. Helmut Schmahl. Er beschrieb zunächst die Feierlichkeiten anlässlich der Einweihung am 30. Juni 1901, zu denen der Stifter Sebastian Walter aus Milwaukee angereist war. Anschließend stellte Schmahl das Denkmal vor. Es zeigt einen Soldaten, der ein gezücktes Schwert in der Rechten sowie eine erbeutete französische Fahne in der Linken trägt. Auf dem Sandsteinsockel sind mehrere Tafeln mit den Namen der Ober-Flörsheimer Veteranen angebracht sowie die Widmung mit dem Namen des Stifters. 57 Ober-Flörsheimer wurden damals zum Dienst einberufen. Nur ein Teil von ihnen gelangte an der Front zum Einsatz; Gefallene waren nicht zu beklagen. Auf besonders Interesse stießen die Bemerkungen des Referenten zu den einzelnen Veteranen, entdeckten viele der Anwesenden doch die Porträts ihrer Ahnen auf dem Einweihungsbild von 1901 wieder.

Dann berichtete Schmahl über die Ergebnisse seiner amerikanischen Spurensuche nach Sebastian Walter. Walter wurde 1848 als Sohn eines Tagelöhners und einer Botin geboren und wanderte im Alter von 17 Jahren zu seinen Verwandten nach Milwaukee aus. Nach einigen Jahren wurde der gelernte Spengler Teilhaber des Eisenwarengeschäftes der Brüder Kieckhefer. Man spezialisierte sich vor allem auf die Produktion von Haushaltsgeschirr aus Emaille und führte eine neue Produktionsmethode ein.

Bis zur Jahrhundertwende entwickelte sich das erfolgreiche Unternehmen zum größten eisenblechverarbeitenden Betrieb der Welt. Zu diesem Zeitpunkt zog sich Walter aus dem Geschäftsleben zurück und widmete sich künftig vor allem der Lokalpolitik Milwaukees.

Weiterhin galt das besondere Augenmerk des kinderlosen Industriellen seiner Heimatgemeinde. Außer einem Kriegerdenkmal, mit dem er seine Alterskameraden ehrte, bedachte er 1910 das Dorf mit einer Stiftung von 10 000 Mark, deren Zinsen der Krankenschwesterstation, dem Kindergarten, bedürftigen Schulkindern und anderen wohltätigen Zwecken zugedacht waren. Die dankbare Gemeinde verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde. Leider wurde die Schenkung durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg weitgehend wertlos und geriet schließlich in Vergessenheit. Walter starb 1922, nachdem er sechsmal seine alte Heimat besucht hatte.

über die damaligen Ereignisse informierte eine umfangreiche Ausstellung, die von Hans Walter Hessinger, dem Leiter des Heimatmuseums, zusammengestellt worden war. Der Gesangverein Ober-Flörsheim sowie der Katholische Musikverein sorgten für die musikalische Untermalung. Der Heimat- und Kulturverein stellte seine Festschrift „Das Ober-Flörsheimer Kriegerdenkmal und sein Stifter Sebastian Walter“ vor, die auf reges Interesse stieß.

(Weiterhin waren Reproduktionen des Einweihungsbildes von 1901 bei uns erhältlich. Bereits im August überreichten unsere beiden Vorsitzenden einen gerahmten Abzug des Einweihungsbildes an das Wirtsehepaar Scholz anläßlich der Eröffnung ihrer Gaststätte „Blücherstube“ in der Gemeindehalle.)

Seit dem 1. November 2001 ist die Ortsgemeinde Ober-Flörsheim im Internet vertreten. Harald Nies stellte die von der Arbeitsgruppe www.ober-floersheim.de erstellte umfangreiche und informative Homepage während einer Sitzung des Gemeinderats vor. Auch mehrere Mitglieder unseres Vereins waren an der Konzeption beteiligt, die u. a. einen interaktiven Ortsplan, einen virtuellen Dorfrundgang und eine illustrierte Übersicht über die Geschichte Ober-Flörsheims beinhaltet.

Allgemeine Zeitung Alzey, 28. November 2001

Ansichten eines Dorfes Mundartabend in Ober-Flörsheim / Heimatkalender vorgestellt

SCH. OBER-FLÖRSHEIM – Zu einem Mundartabend hatte der Heimat- und Kulturverein Ober-Flörsheim in den alten Kindergarten eingeladen. Die Eppelsheimer Hobbydichterin Edith Julius gab Kostproben ihres reichen literarischen Schaffens. Gedichte wie „Tante Emma“, „Das Vertiko“, „Die Bank“ oder „Der Wind“ schildern Eindrücke alltäglicher Begebenheiten in Rheinhessen, die – in gefällige Verse gefasst – liebenswerten Charme gewinnen. Auch wusste sie die Zuhörer mit „Stickelcher“ aus ihrer Hebammenzeit in Worms zu unterhalten.

Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierte der Erste Vorsitzende des Heimatvereins, Helmut Schmahl, den druckfrischen Ober-Flörsheimer Kalender, der unter dem Motto „Unser Dorf in alten Ansichten“ steht und auf dem Weihnachtsmarkt am 8. Dezember angeboten wird. Mit Dias stellte er die Motive vor, welche die Ober-Flörsheimer durch das Jahr 2002 begleiten werden. Die aus den Jahren 1890 bis 1960 stammenden Aufnahmen zeigen das Dorf im Wechsel der Jahreszeiten. Hierzu gehört ein Blick über die schneebedeckten Dächer des Unterdorfes ebenso wie eine Aufnahme der Schuljugend vor dem Rathaus aus dem Jahr 1890 und das Einbringen der Ernte mit einem Pferdefuhrwerk in den 1930er Jahren. Weitere historische Motive zeigen Gebäude des Dorfes aus der Zeit um 1920. Geradezu südländischen Flair vermittelt die in den 1950er Jahren entstandene Ansicht der „Weede“ (Löschteich), die leider aus dem Dorfbild verschwunden ist.

Helmut Schmahl dankte Edith Julius für ihren lebendigen Vortrag und überreichte einen Blumenstrauß. Bei einem Gläschen Wein klang ein unterhaltsamer Abend an einem trüben Novembertag aus.

Auf dem Weihnachtsmarkt am 8. Dezember 2001 in der Kommenturei waren wir mit einem Stand vertreten. Unser Angebot fand reges Interesse. Von unseren Geschenkideen war besonders der Kalender mit alten Ober-Flörsheimer Motiven gefragt, der zwischenzeitlich ausverkauft ist. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Hiervon war vor allem unser Glühwein aus heimischer Produktion ein „Renner“.

Der Heimat- und Kulturverein Ober-Flörsheim wurde im Dezember 2001 vom Finanzamt Bingen als gemeinnützig anerkannt. Beim Amtsgericht Alzey wurde die Eintragung ins Vereinsregister beantragt. Sie erfolgte zu Beginn des Jahres 2002.